Die Zukunft der Kirche ist feministisch – mit Thorsten Dietz im Gespräch

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Feminismus in der Kirche – Ein unverzichtbares Anliegen 

In der neuesten Podcastfolge von *Stachel & Herz* beleuchten Sarah Vecera, Thea Hummel und ihr Gast, der Theologe Thorsten Dietz, die Bedeutung von Feminismus für die Zukunft der Kirche. Die Diskussion zeigt: Feminismus ist nicht nur eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit, sondern ein umfassender Ansatz, der Machtstrukturen, Hierarchien und Privilegien kritisch hinterfragt. „Es geht um mehr als Gleichstellung – es geht um die Überwindung von Unterdrückung und die Förderung echter Vielfalt,“ betont Thea Hummel. 

Feminismus als theologischer Auftrag

Thorsten Dietz beschreibt Feminismus als eine natürliche Konsequenz seines theologischen Verständnisses. „Die Bibel erzählt von einem Gott, der Menschen in die Freiheit führt und sich den Marginalisierten zuwendet,“ erklärt er. Diese Freiheitswege fortzuführen bedeutet, sich gegen patriarchale Strukturen zu wenden und Gerechtigkeit für alle Geschlechter einzufordern. Feminismus wird so nicht nur zu einem gesellschaftlichen, sondern auch zu einem spirituellen Auftrag. 

Die Herausforderung patriarchaler Muster

Ein zentraler Punkt der Diskussion ist die Trägheit patriarchaler Strukturen, die tief in der Geschichte und den Institutionen der Kirche verwurzelt sind. Dietz beschreibt, wie die Kirche lange als Machtapparat agierte, der gesellschaftlichen Eliten Einfluss und Prestige bot. Diese Hierarchien zu durchbrechen ist ein „Vielgenerationenprojekt“. Er merkt an, dass es nicht nur darum geht, Frauen in Führungspositionen zu bringen, sondern auch darum, die Strukturen selbst zu transformieren. 

Die gläserne Klippe – Frauen in Leitungspositionen

Interessanterweise sieht Dietz einen Trend, Frauen in Führungsrollen einzusetzen, wenn die Kirche oder Organisationen an Attraktivität und Macht verlieren. „Frauen werden oft zu ‚Trümmerfrauen‘ gemacht,“ ergänzt Sarah Vecera, die den Begriff aus Gesprächen mit leitenden Frauen in der Kirche aufgreift. Die feministische Kritik fordert hier nicht nur symbolische Repräsentation, sondern echte Teilhabe und Mitgestaltung. 

Ein neuer Umgang mit Macht und Führung

Feminismus in der Kirche bedeutet auch, Macht anders zu denken. Wie Dietz betont, sollte Führung nicht als Dominanz, sondern als Verantwortung verstanden werden. „Die Vorstellung von männlicher Stärke, die Macht mit Lautstärke und Durchsetzungsvermögen gleichsetzt, ist ein soziales Konstrukt, das wir hinterfragen müssen,“ erklärt er. Die feministische Perspektive sucht nach einem kooperativen, fürsorglichen Ansatz, der Machtstrukturen dezentralisiert. 

Intersektionaler Feminismus als globales Anliegen

Die Gastgeberinnen betonen, dass feministische Anliegen nicht isoliert betrachtet werden können. Themen wie Rassismus, Klassismus oder Queerfeindlichkeit sind eng mit der feministischen Bewegung verknüpft. Sarah Vecera zitiert Audre Lorde: „Ich bin nicht frei, solange noch eine einzige Frau unfrei ist, auch wenn sie ganz andere Fesseln trägt als ich.“ Dieses Verständnis fordert von der Kirche, feministische Anliegen global und intersektional zu denken. 

Fazit: Eine feministische Kirche als Hoffnungsträger

Die feministische Zukunft der Kirche erfordert Mut, Geduld und einen langen Atem. Es geht nicht nur darum, Frauen in Leitungspositionen zu bringen, sondern auch patriarchale Muster zu dekonstruieren und neue Wege des Miteinanders zu schaffen. Wie Sarah Vecera abschließend betont: „Wir bauen an einer Kirche, die Gottes Ebenbildlichkeit in allen Menschen anerkennt – in Vielfalt und in echter Augenhöhe.“