Ein internationaler Austausch zur Heilung von Traumata
Sarah und Thea haben die aktuelle Folge „Stachel und Herz“ per Zoom aufgenommen, weil Sarah auf Dienstreise in Südafrika ist. Mit Kolleg*innen aus der DR Kongo, Tansania, Indonesien, den Philippinen, Deutschland und Südafrika nimmt sie an einem Workshop vom Institute for Healing of Memories teil. Gegründet wurde dieses Institut von dem Anglikaner Father Michael Lapsley, der während seines Kampfes in der Anti-Apartheids-Bewegung in Südafrika eine Briefbombe geschickt bekam. Durch diesen Anschlag verlor er seine Hände und ein Auge. Er ließ sich aber nicht einschüchtern, sondern blieb bis heute aktiv in der Versöhnungs- und Aufarbeitungsarbeit in Südafrika und weltweit. Der Workshop stand unter dem Slogan „Our Journey of Healing and Learning” und die Teilnehmenden tauschten intensiv ihre Erfahrungen und Herausforderungen aus. In einem sicheren Raum konnten die Teilnehmenden ihre Geschichten erzählen und dabei auf die heilende Kraft des Zuhörens zurückgreifen.
Die transformative Kraft des Zuhörens
Ein zentrales Element des Workshops war das Prinzip „Every Story Needs a Listener“. Das simple, aber tiefgreifende Zuhören, das den Teilnehmern ermöglicht wurde, stand im Vordergrund. Es ging nicht darum, zu bewerten oder zu analysieren, sondern einfach zuzuhören, was jeder Einzelne zu teilen hatte. „Es ist unglaublich, wie tief dieses Zuhören geht“, sagt Sarah. Sie beschreibt, wie die Teilnehmenden durch diese Praxis eine gemeinsame, verbindende Erfahrung machten, die ihnen half, gemeinsame Perspektiven zu schärfen und Brücken zu bauen. In einer Zeit, in der Spaltung und Polarisierung die globalen Diskurse prägen, bietet dieser Ansatz, der die Menschen verbindet statt trennt.
Politik der Hoffnung – In einer Zeit der Unsicherheit
Ein besonders eindrucksvolles Zitat von Father Michael Lapsley, das Sarah im Podcast teilt, lautet: „Wir müssen wissen, wofür wir stehen, nicht nur wogegen wir sind“. Inmitten der politischen Unsicherheiten, die in Deutschland spürbar sind, ist es laut Sarah wichtig, nicht nur gegen das Unrecht anzukämpfen, sondern eine positive Vision der Zukunft zu entwickeln. Gerade nach den Ergebnissen der Bundestagswahl und der zunehmenden Präsenz populistischer und rassistischer Parteien wird es immer wichtiger, sich zu fragen: Was wollen wir für die Zukunft? Wie wollen wir miteinander leben?
Die Herausforderungen und Chancen in Deutschland
Vor allem nach der Bundestagswahl sei es wichtig, positive Perspektiven zu entwickeln. Die Stimmung ist aufgeheizt und viele fragen sich, wie man diese Gräben überwinden kann. Der Wahlkampf war fokussiert auf das Thema Migration und der damit einhergehende Rechtsruck in der Politik macht die Aufgabe, für eine gerechtere Gesellschaft zu kämpfen, dringlicher denn je. Sarah und Thea betonen, wie bedeutend es ist, nicht in einer ständigen Spirale von Wut und Frustration zu bleiben, sondern aktiv Lösungen zu suchen und sich in einem positiven, konstruktiven Dialog zu engagieren.
Globaler Blick – Warum wir Deutschland nicht isoliert betrachten sollten
Während die politischen Herausforderungen in Deutschland sehr präsent sind, hebt Sarah hervor, wie wichtig es ist, nicht nur auf das nationale Geschehen zu schauen, sondern auch den globalen Kontext zu berücksichtigen. Der Austausch mit den internationalen Kolleg*innen im Workshop hat ihr die Perspektive eröffnet, dass Deutschland nicht im Mittelpunkt der Welt steht und die Probleme auch nicht nur auf den eigenen Kontext beschränkt sind. „Die Welt ist so viel mehr als die westliche Perspektive“, sagt sie, und dieser Blick über den eigenen Tellerrand hinaus hilft dabei, ein breiteres Verständnis für globale Herausforderungen und Lösungen zu entwickeln.
Fazit: Heilung durch gemeinsames Lernen und Handeln
Der Workshop in Südafrika, der Dialog mit internationalen Kolleg*innen und die Rückblicke auf die politischen Entwicklungen in Deutschland sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie wichtig es ist, sich für Veränderung einzusetzen – sowohl im persönlichen als auch im gesellschaftlichen Bereich. Die Geschichte des Institute for Healing of Memories und die Erfahrung und Haltung von Father Michael Lapsley erinnern uns daran, dass Heilung und Lernen nicht nur persönliche Prozesse sind, sondern auch kollektive. In einer Welt, die zunehmend von Spaltung geprägt ist, müssen wir uns bewusst für positive Veränderung entscheiden – indem wir zuhörend und lernend zusammenkommen, uns mit Empathie begegnen und für eine gerechtere Welt kämpfen.
Und warum die Folge nun letztendlich den Titel „Kathi Lindner“ trägt, erfahrt ihr wohl nur, wenn ihr reinhört.