Ein kleines Statement für die internationale ökumenische Konferenz „Mission heute“, 28.-29.5.2021
Von Claudia Währisch-Oblau
Meine These lautet: Die Kirche muss sich auf interkulturelle Mission einlassen, denn nur durch die Einbeziehung neuer Perspektiven kann sie vollständiger zu der Kirche werden, die Gott beabsichtigt. Bei interkultureller Mission geht es mindestens genauso um Zuhören und Empfangen wie um Sprechen und Geben.
1. Interkulturelle Mission ist das, wozu Jesus seine Jünger gesandt hat (Matthäus 28: 16-20). Aber dieser Auftrag wird oft auf hegemoniale Weise als Christianisierung der Welt missverstanden, in der Erwartung, dass neue Gläubige wie wir werden sollten. Eine sorgfältige Lektüre dieses Textes zeigt, dass Jesus seine Jünger auffordert, über ihre eigenen ethnischen und kulturellen Grenzen hinauszugehen, um andere zu finden und mit ihnen gemeinsam eine Lerngruppe zu bilden (sie werden alle „Jünger“ genannt!), die versucht, die Lehren Jesu zu verstehen und entsprechend handeln.
2. Als Jesus seine Jünger zum ersten Mal in ihre Mission aussandte (siehe Lukas 10: 1-10 und Parallelen), sandte er sie arm, verletzlich und abhängig von denen, die sie evangelisieren sollten. Hegemoniale Mission aus einer Machtposition heraus kann niemals die Mission Christi sein. Dies ist eine ständige Herausforderung für alle Kirchen und Missionsgesellschaften, die sich immer noch auf Geld und politische Macht verlassen.
3. Lukas 10: 1-10 besteht zweimal darauf, dass die Evangelisierenden „essen, was Ihnen vorgesetzt wird“. In allen interkulturellen Begegnungen ist das gemeinsame Essen ungewohnter Speisen das deutlichste Zeichen für die Bereitschaft, sich den anderen wirklich zu öffnen. Ebenso bedeutete die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten, dass die Jünger*innen plötzlich fremde Sprachen sprechen konnten. Mission in interkulturellen Räumen bedeutet, dass die Missionierenden bereit sind, sich durch die Begegnung tiefgreifend verändert zu lassen.
4. Warum ist interkulturelle Mission wichtig? Nicht um die ganze Welt christlich zu machen – das wurde in der Bibel auch nie verheißen. Vielmehr, weil jede (lokale) Kirche, die in ihrer eigenen sozialen, ethnischen oder kulturellen Blase bleibt, nicht die Art von Gemeinschaft ist, die Gott im Sinn hat. Interkulturelle Mission bedeutet, dass die Kirche zu einer interkulturellen Lerngemeinschaft wird, die ständig durch neue Einsichten in Gottes Willen herausgefordert und bereichert wird. Wir können in der Apostelgeschichte sehen, wie sich die frühe Kirche mit neuen Menschen mit neuem Hintergrund verändert und entwickelt hat. Interkulturelle Mission ist eine gegenseitige Lernbewegung, und eine missionale Gemeinschaft bleibt niemals unverändert.