Der Schwarze Jesus, die nicht-Jungfrau Maria und das Bild Gottes

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von Kia Speaks

veröffentlicht am 27. Dezember 2017 in Englischer Sprache auf Kia’s Blog

Letzte Woche gab der Fernsehsender NBC bekannt, dass der Sänger John Legend in der Musical-Aufführung Jesus Christ Superstar Live in Concert! als Jesus von Nazareth besetzt wurde, welche Ostersonntag ausgestrahlt wird. Trotz historischer und biblischer Berichte, in denen Jesus als nahöstlicher Jude beschrieben wird, stößt die Besetzung Legends gegen die traditionelle Darstellung Jesu als weißer Mann.

Während es wichtig ist, die menschlichen Eigenschaften, die ethnische Zugehörigkeit und die Religion Jesu anzuerkennen, müssen wir auch akzeptieren, dass die göttliche Natur Christi all das übersteigt. Wenn Jesus Gott ist, der sich auf Erden manifestiert, sollten sich Menschen aller Hautfarben und Ethnien in Jesus widerspiegeln. Aus diesem Grund zeigen künstlerische Darstellungen Jesus oft mit unterschiedlichen Hautfarben. Wir haben den schwarzen Jesus, den hispanischen Jesus, den asiatischen Jesus, den nahöstlichen und am häufigsten den weißen Jesus.

Der weiße Jesus ist aus vorhersehbaren Gründen so weit verbreitet: white supremacy (die Annahme der Überlegenheit weißer Menschen). Für manche ist es unmöglich, sich vorzustellen, dass Gott sich als etwas anderes als ein weißer Mann manifestiert, denn „white is right“ (Weiß ist richtig). Also, wenn Jesus im Mainstream als schwarzer Mann in Jesus Christ Superstar dargestellt wird oder wenn Gott im Film The Shack als schwarze Frau und der Heilige Geist als asiatische Frau dargestellt wird, gibt es unter einigen einen unmittelbaren Widerstand. In Bezug auf The Shack sagte Pfarrer Joe Schimmel von Christian News Network gegenüber der Washington Post: „Youngs prätentiöse Karikatur von Gott als einer schweren, bequemen, nicht wertenden afroamerikanischen Frau namens ‚Papa‘ (die einer New Age-mäßigen Oprah Winfrey weitaus ähnlicher ist als dem einen wahren Gott, der durch den Herrn Jesus Christus offenbart wurde (Hebräer 1: 1-3), und seine Darstellung des Heiligen Geistes als gebrechliche asiatische Frau mit dem hinduistischen Namen Sarayu zeigt ein gefährliches und falsches Bild von Gott und ist Götzendienst.“

Anschuldigungen wegen gefährlicher und falscher Bilder von Gott und Götzendienst werden normalerweise nicht bei weißen, männlichen Darstellungen der Dreifaltigkeit erhoben. Und indem wir diese untraditionellen Darstellungen von Jesus, Gott und dem Heiligen Geist ablehnen, lehnen wir auch das Bild Gottes in Menschen ab, die sich mit diesen untraditionellen Darstellungen identifizieren. Die Ablehnung ist mehr als „das sagt die Bibel nicht.“ Die Ablehnung sagt: „Gott würde sich niemals als jemand wie Dich manifestieren!!!“

White Supremacy ist in Darstellungen von Jesus ziemlich leicht zu erkennen, aber oft haben wir andere versteckte Vorurteile, die schwieriger zu erkennen sind, und die Erforschung dieser Vorurteile kann zeigen, wie wir uns fühlen und mit Menschen interagieren, die die Eigenschaften haben, gegen die wir voreingenommen sind. Vor einigen Jahren erzählte mir jemand, dass Jesus gemäß der Schrift hässlich sei. Ich hatte eine spontane, emotionale Reaktion. Ich konnte fühlen, wie der Widerstand in mir aufstieg. Mein Retter? Hässlich?!?! NIEMALS!!!

Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. – Jesaja 53,2

Mein Jesus soll also hässlich gewesen sein (gemäß der christlichen Interpretation von Jesaja 53; historisch bezieht sich die Passage auf die verbannte Nation Israel)? Das war ein Schlag ins Gesicht. Aber warum? Würde das Aussehen Jesu seine Fähigkeit beeinträchtigen, der Welt das Heil zu bringen? Würde es ihn weniger göttlich machen, wenn er hässlich wäre? Wenn ich mich gegen die Vorstellung auflehne, mein Herr und Retter könnte ein unattraktives Aussehen gehabt haben, was sagt dies über die Vorurteile aus, die ich absichtlich oder unbeabsichtigt gegenüber Menschen zeige, die ich für unattraktiv halte?

Kürzlich hörte ich eine Episode des Homebrewed Christianity Podcast, in der der Gastgeber und die Gäste über die Idee diskutierten, dass Jesus möglicherweise nicht über eine jungfräuliche Geburt in die Welt gekommen sein könnte. Alma ist das hebräische Wort, das in Matthäus 1 und Jesaja 7,14 mit Maria verbunden ist. Das hebräische Wort Alma bezieht sich jedoch einfach auf eine junge Frau und hat nichts mit sexueller Reinheit zu tun. Das hebräische Wort für Jungfrau ist Betula. Aber als die hebräische Schrift ins Griechische übersetzt wurde, änderten die griechischen Übersetzer sowohl Alma als auch Betula in Parthenos, das griechische Wort für Jungfrau. Und so wurde die junge Frau Maria zur Jungfrau Maria.

Spürst du, dass der Widerstand steigt? Warum? Warum ist es für Dich schwer zu akzeptieren, dass Gott durch eine unverheiratete Mutter in die Welt kommt? Was sagt dies über Deine absichtlichen oder unbeabsichtigten Gefühle gegenüber jungen unverheirateten Müttern aus? Spiegelt sich dies in deiner Behandlung junger unverheirateter Mütter wider?

Wie wäre es mit einem dicken Jesus? Einem armen Jesus? Einem seltsamen Jesus? Einem Jesus, der Analphabet war? Einem kleinwüchsigen Jesus? Einem Jesus mit Behinderungen? Was sagt Dein Widerstand, Jesus als Teil einer marginalisierten Gemeinschaft zu sehen, über Deine Gefühle gegenüber Menschen aus, die Mitglieder dieser marginalisierten Gemeinschaften sind? Warum fällt es Dir schwer, das Bild Gottes in diesen Menschen anzuerkennen?

Der Dreikönigstag ist ein christlicher Feiertag, an dem die drei Weisen das Jesuskind besuchen. Es feiert die Offenbarung, dass Jesus nicht nur ein weiteres Baby ist, das geboren wird, sondern Jesus ist Emmanuel, Gott mit uns. Und wenn wir in diese Zeit der Offenbarung eintreten und Gott unter uns feiern, gibt es keinen besseren Zeitpunkt, um unsere Akzeptanz und Behandlung anderer Menschen, insbesondere marginalisierter Menschen, zu bewerten.

Wenn das Buch Matthäus in Kapitel 25 über das Weltgericht spricht, wird Jesus mit den Worten zitiert: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Vers 40). Wenn wir also Weihnachten verlassen und in das neue Jahr eintreten, um Gottes Manifestation auf Erden zu feiern, lasst uns uns auch über das Bild Gottes in anderen nachdenken und anerkennen, dass Gott sich in den Menschen manifestiert, mit denen wir den Raum teilen. Lasst uns den Gott in ihnen erkennen und daran arbeiten, liebevoller und akzeptierender zu sein. Jesus hat die Menschen nicht an den Rand gedrängt. Er zentrierte diese marginalisierte Gesellschaft als Beispiel für Gottes Liebe und Akzeptanz. Und als Nachfolger Christi sollte dies eine Arbeit sein, die wir auch annehmen und an der wir teilnehmen.