Drei Fragen ist ein neues Format, das in Zukunft regelmäßig auf diesem Blog erscheinen soll. Unsere Gesprächspartnerin heute: Pastorin Dr. Elizabeth Silayo. Sie ist Pastorin der Evangelical Lutheran Church of Tanzania und koordiniert zurzeit den Regionalen Dienst Mittelrhein/Lahn der Vereinten Evangelischen Mission.
Was ist deine Mission?
Hmm – das ist nicht meine Mission, ich arbeite in Gottes Mission. Ich kann das nicht meine Mission nennen, denn ich kann das ja nur in der Kraft Gottes tun. Gottes Mission liegt mir am Herzen, und ich kann sie tun, weil Gottes Geistkraft mich in allem begleitet, was ich tue. Was ist diese Mission? Menschen treffen! Alle Menschen sind nach Gottes Bild geschaffen, und Missionar*innen wie ich haben die Aufgabe, einfach mit Menschen zusammenzuleben zu sehen, was diesen Menschen wichtig ist. Wir kommen zusammen, wir versuchen, uns gegenseitig zu verstehen, wir lernen voneinander – gemeinsam sind wir das Bild Gottes.
Du nennst dich eine Missionarin. Missionar*innen bringen etwas mit. Was bringst du den deutschen Kirchen mit?
Missionar*in heißt nicht, dass ich von einem Ort an den anderen gehe, sondern dass ich eine Nachricht für die Welt habe. Das gilt für jeden Ort, an dem ich arbeite, egal ob ich Deutschland oder in Tansania. Ich bin jetzt eine Missionarin in Deutschland, aber ich war auch in Tansania eine Missionarin. Als Missionarin bringe ich eine Botschaft von Gott für die Menschen mit: Eine Botschaft von Liebe, Respekt, Offenheit, von gegenseitigem Lernen und gegenseitigem Willkommen. Egal wohin Gott mich führt – und jetzt eben hier in Deutschland, das ist meine Botschaft.
Lass mich die Frage umformulieren: Du kommst aus einer anderen Kultur, einem anderen Kontext als du hier vorfindest. Vor diesem Hintergund: Was bringst du uns mit?
Oh, da sehe ich viel! Das Wichtigste in meiner Kultur ist, dass die Kirche ein Ort für jede und jeden ist. Die Gottesdienste sind nicht nur für die eingetragenen Kirchenmitglieder! Wir haben Menschen aus unterschiedlichen Kirchen, und sogar aus unterschiedlichen Religionen bei uns im Gottesdienst. Aber in der evangelischen Kirche, wo ich jetzt arbeite, kommen nur evangelische Kirchenmitglieder zum Gottesdienst. Aber an meinem Ort gibt es Menschen anderen Glaubens und auch Atheist*innen. Aber ich sage: Wir alle sind in Gottes Bild geschaffen, nicht aufgrund unseres Glaubens, sondern weil wir Menschen sind. Und darum versuche ich, Menschen zusammenzubringen, und das ist die Mission der Kirche.
Wenn du eine einzige Sache in der deutschen Kirche verändern könntest, was wäre das?
Das ist eine so, so harte Frage für mich. Denn ich möchte, dass die Kirche die Kirche für alle ist, nicht nur für weiße Menschen. Und das ist eine Herausforderung, denn es gibt in der Kirche etwas, was ich unbewussten Rassismus nenne. Ein Beispiel: Wenn ich zum Pfarrkonvent in eine andere Gemeinde im Kirchenkreis fahre und an der Kirche parken will, dann kommt sofort jemand und sagt: „Hier dürfen Sie nicht parken, das ist nur für die Pastor*innen, die zum Pfarrkonvent kommen!“ Und ich weiß dann immer nicht, was ich sagen soll – ich bin ja auch Pastorin und zu dieser Veranstaltung eingeladen! Die Person, die mir das Parken verbietet, kann sich also nicht vorstellen, dass ich eine Pastorin bin. Das gibt mir den Eindruck, dass die Kirche eben nicht divers ist. Die Kirche ist berufen, die Kirche ALLER zu sein, aller Menschen, die hier an diesem Ort leben, und das sind eben nicht nur Weiße.