#LiebeWeisseKirche. Mögliche Schritte hin zu einer anti-rassistischen Kirche

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von Sabine Jarosch, wissenschaftliche Assistentin für Interkulturelle Theologie, Missions- und Religionswissenschaft an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau und Pfarrerin der ELKB

1.     Der evangelischen Kirche und Theologie in Deutschland fehlt es an Sensibilisierung für eigenen Rassismus.

An drei Beispielen möchte ich die Problematik fehlender Sensibilisierung für eigenen Rassismus innerhalb der Kirche deutlich machen:

Die Übersetzung von Kuschit in der Übersetzung der neuen Lutherbibel

Die neue Lutherübersetzung entschied sich im Jahr 2017 in der Übersetzung von Jer 13,23 gegen die genaue Übersetzung der hebräischen Herkunftsangabe als „Kuschit“ für den kolonial-rassistisch geprägten Begriff „Mohr“. Dabei hatte der Begriff „M.“ von Beginn an abwertende Konnotationen. Er setzt sich aus dem griech. Moros („einfältig“, „dumm“, „gottlos“) und dem lat. maurus („schwarz“, „dunkel“, „afrikanisch“) zusammen und wurde bereits seit dem 14. Jahrhundert für die so genannten „Hofmohren“ gebraucht, die als Sklaven in deutschen Adelshäusern gehalten wurden, erklärt die weiße Theologin Eske Wollrad.[1] Seitdem weist er eine lange gewalttätige Wirkungsgeschichte auf.

Das Kreuz auf dem Humboldt-Forum

Dem in Berlin rekonstruierten Stadtschloss der ehemaligen preußischen Hohenzollern-Dynastie wurde an Pfingsten 2020 eine goldene Kuppel mit einem Kreuz aufgesetzt, das die Inschrift trägt:
„Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.” Die Rekonstruktion des Gebäudes sowie die Ausstellung außereuropäischer zum größten Teil geraubter Kunst aus den Kolonien im sogenannten Humboldt Forum, wurde von postkolonialen Initiativen schwer kritisiert. Die Anbringung des Kreuzes und dessen Inschrift sorgte für zusätzliche Kritik, das koloniale Erbe des wilhelminischen Reiches samt der damaligen Rolle des preußischen Protestantismus glorifizieren zu wollen, statt es kritisch aufzuarbeiten.[2] Die Rechtfertigung, sich an eine historisch detailgenaue Rekonstruktion gehalten zu haben, steht im Widerspruch zur vierten Fassade des Gebäudes, die modern gehalten ist.

Die Evangelische Sonntagszeitung für Hessen und Rheinland-Pfalz

Die Evangelische Sonntagszeitung für Hessen und Rheinland-Pfalz titelt am 23. Februar 2020 ein Karnevals-Foto mit weißem Mann in Blackfacing- und Indianer-Kostüm. Der Artikel darunter „Ein bisschen Sensibilität“ thematisiert, dass es „dunkelhäutige Menschen“ nicht als Spaß empfänden, wenn an Karneval schwarz angemalte Gesichter, Knochenketten, Baströcke u.v.m. zu sehen seien. Sie könnten sich die Farbe nicht aus dem Gesicht waschen und müssten weiter mit den Diskriminierungen im Alltag leben. Obwohl der Artikel also darum weiß, dass diese Form von Karnevalskostümen von Schwarzen Menschen nicht gut geheißen wird, wird dennoch genau ein solches Bild als Titelbild gewählt. Auch wird das N-Wort ausgeschrieben mit Bezug auf Karnevalsvereine. Schließlich wird die Position Schwarzer Menschen relativiert, indem im zweiten Teil des Artikels festgehalten wird, dass (ausgerechnet) der jüdische Karnevalsverein „Kölsche Kippa Köpp“ „keine Probleme mit Faschingstraditionen“ hat. Das Thema wird auf den nachfolgenden Seiten vertieft. Auf Seite 2 bestimmt der weiße Autor Wolfgang Weissgerber, was „wirklich Rassismus“ war, als er den Ursprung des Blackfacing aus den „Minstrel“-Shows des 19. Jahrhunderts in den USA herleitet. Dass dieser Brauch heute weiterhin in Kapstadt am 2. Januar zu finden ist oder von seinem aus der Karibik stammenden Freund „Roy“ [ein Nachname wird nicht genannt] nicht problematisiert wird, solange er nicht gänzlich über die Strenge schlage, dient Weissgerber als Argument dafür, dass andere Formen von Rassismus schlimmer seien. So schließt er damit, dass jeder auf unbedachte Bemerkungen achten könne, auch „im Indianerkostüm, als Scheich oder mit schwarzer Schminke im Gesicht“ und absolutiert damit, die Praxis fortzuführen wie auch die, das N-Wort erneut auszuschreiben. Ein dritter Artikel von Claudia Rometsch widmet sich dem Blackfacing auf Seite 5. Begleitet ist auch dieser Artikel von einem weiteren Fotobeispiel für solches Blackfacing. Erst in diesem Artikel kommt ein Schwarzer Experte selbst zu Wort: Tahir Della, Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V.. Doch obwohl die Initiative seit Jahren den Gebrauch des N-Wortes kritisiert, wird er in dem Artikel noch weitere fünf Mal verwendet.

2.     Weiße Vorherrschaft verursacht Gewalt.

Schon vor Beginn des europäischen Kolonialismus verbreitete sich eine christliche Farbsymbolik, die schwarzer Haut die Bedeutung von Ungerechtigkeit, Sünde und Gottesferne zuschrieb. So beschrieb z. B. Hildegard von Bingen eine Vision, in der Schwarzen Kindern ihre Haut abgezogen wurde und sie danach mit blütenweißen Gewändern neu gekleidet wurden, um Heiligkeit zu erlangen.[3] Diese Farbsymbolik findet sich bis heute in der dargestellten Kunst in unseren Kirchen und z. B. auch in den Krippenspielen zu Weihnachten.[4] Wollrad macht darauf aufmerksam, dass es hier nicht nur um Aushandlungsprozesse um Sprache geht, wenn sie beschreibt, wie die afro-deutsche Dichterin und Wissenschaftlerin May Ayim als Kind vom Pfarrer gesagt bekam, sie dürfe keinen Engel spielen, weil es keine schwarzen Engel gäbe. Als Kind aß sie heimlich Seife und bat ihre Pflegemutter darum, sie weiß zu waschen. Ayim bekam später Depressionen und beging mit Anfang Dreißig Suizid. Ich selbst habe im Religionsunterricht der ersten Klasse ein Kind begleitet, das Angst hatte, im Klassenraum Sonnenstrahlen abzubekommen und mich darum bat, das Rollo herunterzulassen. Es hat iranische Wurzeln und vertraute mir später an: „Ich hasse meine dunkle Haut.“ Was alles muss dieser Erstklässler schon erlebt haben, dass er zu so einer Aussage kommen kann? Wollrad sagt dazu in drastischen Worten: „Die christliche Vergötzung von Weißsein sichert weiße Vorherrschaft ab, und sie hat etwas zu tun mit Menschen. Es geht nicht nur um Symbole, es geht um Verletzungen und Ausschluss. Die christliche Vergötzung von Weißsein bedeutet Weißen Terror insbesondere für solche, die als nicht-weiß angesehen werden und aus den Räumen des Heiligen ausgeschlossen bleiben.“[5]

3.     Weiße Vorherrschaft gibt es auch heute noch in der Kirche.

Zu den Phantasien über das Weißsein gehört zu glauben, weiße Menschen seien – im Unterschied zu Schwarzen – intellektuell und technisch überlegen, zivilisiert, fortgeschritten, rational, mit hoher Selbstkontrolle ausgestattet, unverletzlich und dass ihr Führungsanspruch in der Welt berechtigt ist.[6] Weiße lernen, von klein auf die Lüge, dass „helle Haut ‚besser‘, dass Weißsein normal ist.“[7] Wollrad definiert Weißsein nicht entlang der Hautfarbe, sondern als das Privileg, sich nicht mit Rassismus beschäftigen zu müssen und legt zur eigenen Überprüfung eine aufschlussreiche Auflistung vor.[8] Viele dieser Privilegien beschreiben Erfahrungen des „nicht“: Nicht aufgrund des eigenen Aussehens eine Wohnung verweigert zu bekommen; nicht auf der Straße grundlos für eine Polizeikontrolle angehalten zu werden.[9] Im Kontext Kirche kann dies deutlich werden an einer Erfahrung, die der Schwarze Autor Sami Omar als ehemaliger Kirchenvorsteher gemacht hat: „Einmal stand ich mit der Pfarrerin im Foyer der Kirche zusammen, und ein Paar fragte die Pfarrerin, was sie dagegen tue, dass immer mehr Muslime die Gesellschaft übernehmen und auch in der Kirche in wichtige Positionen kommen würden. Sie zeigten auf mich. Die Pfarrerin reagierte nicht darauf.“[10] Als Omar die Pfarrerin später darauf ansprach, sagte sie, sie hätte die Situation gar nicht mitbekommen. Dahinter ist kein böser Wille zu vermuten. Stattdessen belegt die Reaktion Wollrads These, dass weiße Menschen sich aussuchen können, ob sie sich mit Rassismus beschäftigen oder nicht. Sie gehören zur weißen Dominanzgesellschaft und können in einem Happyland verweilen.[11] Weil sie nicht adressiert werden, spüren sie gar nicht, wo Rassismus stattfindet und ihre Solidarität gefragt wäre. Omar dagegen konnte sich nicht aussuchen, die Anfeindung zu bemerken oder nicht.

Die drei oben aufgeführten Beispiele haben gemeinsam, dass in allen Fällen weiße Menschen die Deutungshoheit darüber beanspruchen, was Rassismus ist. Sie haben außerdem gemeinsam, dass Schwarze Expert*innen nicht gefragt werden oder wenn sie gefragt werden, ihre Positionen nicht handlungsleitend für sie werden. Zudem ist bei allen anzunehmen, dass die aufgeführten Verhaltensweisen nicht intentional rassistisch verübt wurden.

4.     Im Christentum finden sich theologische Ressourcen, die der weißen Kirche helfen können, sich zu einer antirassistischen Kirche zu entwickeln.

a.      Das Bild vom Leib Christi hilft der weißen Kirche, über eigenen Rassismus trauern zu lernen und ihn als ihr Problem zu erkennen.

Der Leib Christi ist ein entscheidendes Bild des Neuen Testaments für die entstehende christliche Gemeinschaft. In 1 Kor 12 betont Paulus, wie sehr unterschiedliche Fähigkeiten und Gaben den verschiedenen Körperteilen innewohnen und in ihrer Diversität wertgeschätzt werden. Denn die Körperteile können nur in ihrer Vielfalt einen ganzen Leib formen und sind gegenseitig aufeinander bezogen (V. 19.21). Es ist Paulus wichtig, dass kein Körperteil auf ein anderes herabsieht oder fallen gelassen wird. „Nein! Gerade auf die Körperteile, die unbedeutender zu sein scheinen, kommt es an.“ (V. 22). Stattdessen bräuchten die gering geachtetsten Körperteile besondere Achtung und Fürsorge (V. 23-25). V. 26a bildet dabei einen Spitzensatz „Und wenn ein Körperteil leidet, leiden alle anderen mit.“ Ekklesiologisch ist dieser Satz fundamental. Wenn Menschen innerhalb der Kirche unter Rassismus leiden, bedeutet das, dass der ganze Leib krank ist. Es ist nicht ein Problem nur der Betroffenen. Aber diese werden als besonders wichtig angesehen für den Leib. Paulus drängt die Privilegierten dazu, das Leid anderer als ihr eigenes Leid zu erkennen. Das gleiche beschreiben auch Schwarze Menschen, wie z. B. die Autorin und Musikerin Noah Sow: „Rassismus verletzt unsere ganze Gesellschaft, und bei genauem Hinsehen sind in jedem rassistischen System alle Menschen auf unterschiedliche Weise betroffen. Weiße Menschen verlieren ihre Würde, wenn sie Rassismus ausüben oder geschehen lassen.“[12] Die Ideologie der weißen Überlegenheit fügt auch weißen Menschen Schaden zu, denn Privilegien haben eine Kehrseite, einen Preis. Der Preis ist, die eigene Abstumpfung durch die Verweigerung von Empathie nicht mehr zu spüren und sich dadurch letztlich selbst zu entmenschlichen. Toni Morrison gebraucht dafür das Bild von der Hand, die Säure nicht ausgießen kann, ohne dadurch selbst von ihr verletzt zu werden.[13] Die Verletzung wieder spüren und über die eigene Entmenschlichung darin trauern zu lernen, ist ein Meilenstein auf dem Weg hin zu einer anti-rassistischen Kirche. 1 Kor 12 hilft der weißen Kirche dabei, das Problem als eigenes zu erkennen, das sie in ihren Grundfesten bedroht, wenn sie nicht für eine anti-rassistische Kirche kämpft.

b.      Kreuzestheologie befähigt weiße Christ*innen, Scham auszuhalten

Die weißen Theolog*innen Britta Konz und Dominik Gautier plädieren angesichts bestehender gesellschaftlicher Beschämungsdynamiken im Kontext einer inklusiven Pädagogik der Vielfalt dafür, eine selbstreflexive, konstruktive Schamkultur zu entwickeln.[14] Sie thematisieren, dass Fehlerhaftigkeit in unserer Kultur als Schwäche angesehen wird und daraus folgende Schamgefühle physiologische Prozesse im Körper verursachen, die als schwer erträglich empfunden werden.[15] Ihre Gedanken knüpfen an die der Kosten von weißer Vorherrschaft an, da sie die eigenen Ängste in den Blick nehmen, dem gesellschaftlich propagierten Bild von Menschsein entlang der Faktoren von Gesundheit, ökonomischer Brauchbarkeit und Rationalität nicht zu entsprechen.[16] Wenn Menschen den Eindruck haben, ihr Selbstkonzept ist gefährdet, reagieren sie meist mit Abwehr. Zugleich betonen Konz/Gautier, dass eine Veränderung des Selbstkonzepts möglich ist und beschreiben es als Aufgabe der Schule und des Religionsunterrichts, die Lernenden zu einer Haltung zu befähigen, Unsicherheit, Schwäche und Fehlerhaftigkeit nicht als Scheitern zu betrachten, sondern als zum Menschen zugehörig, um so zu einer tragfähigen Ich-Identität zu gelangen.[17] Dabei differenzieren sie allerdings zwischen der Scham von Privilegierten, für die es hilfreich ist, Scham überhaupt spüren zu lernen, und der Scham der Marginalisierten, der üblicherweise Beschämten also, für die es essentiell ist, die eigenen Schamgrenzen schützen zu können. Mit dieser Grundlegung fragen sie, was Kreuzestheologie für Angehörige der weißen Dominanzgesellschaft und für Marginalisierte jeweils bedeuten kann. Im Kreuz wählt Gott entgegen jeder Erwartung das Schwache, Erniedrigte und Beschämte (vgl. 1 Kor 1,18-25).[18] Gott am Kreuz verzichtet darauf, seine Identität durch Stärke und Dominanz zu sichern. Gott kommt dem erniedrigten und beschämten Gewaltopfer am Kreuz zu Hilfe und bringt es in der Auferstehung neu ins Leben. Dass Gott alles Übliche mit seinem Tun durchkreuzt, kann uns als Beschämenden helfen, unser Dominanzgebahren infrage zu stellen (vgl. Joh 8,32; 1 Joh. 3,2).  Wir können es zulassen, angesichts unserer Selbsterkenntnis Scham zu empfinden in der Gewissheit, dass sie von Gottes Gnade gehalten wird.[19] „Indem die Menschen also nicht verstoßen, sondern gerade auch in der Kritik von Gott angenommen werden, wirkt Gott der Abwehr der Scham entgegen, die sich sonst in erneuter Beschämung der Mitmenschen Ausdruck verschaffen könnte.“[20] Das Erkennen der Begrenzung von Scham und Leid im Kreuzesgeschehen eröffnet so auch uns neue Wege der Mitmenschlichkeit und bekräftigt die Hoffnung der biblischen Geschichten, dass Gott sich der Menschen in ihrer Scham annimmt (vgl. auch Gen 2).
Zusammenfassend können die Thesen festgehalten werden:

  • Uns als weiße Kirche Rassismus selbstkritisch zu stellen, befreit uns.
  • Uns als weiße Kirche nicht selbstkritisch Rassismus zu stellen, bedroht die Kirche als Ganze.

Mögliche Schritte einer Praxis der Metanoia hin zu einer antirassistischen Kirche

Ich möchte verschiedene mögliche Schritte benennen, auf die ich bisher gestoßen bin, mit der eine Praxis der Umkehr hin zu einer antirassistischen Kirche implementiert werden könnte. Rassismus ist über Jahrhunderte gewachsen. Eine Veränderung wird lange Zeit beanspruchen.

  • Ein Auseinandersetzungsprozess, wie wir individuell und als Kirche weiß geworden sind und wie wir (auch unbewusst) weiße Vorherrschaft festigen.[21] Zu diesem gehört es, Gefühle von Scham, Ohnmacht und Ärger auszuhalten, nicht sofort zu relativieren oder sich selbst erneut zum Zentrum zu machen[22] und trauern zu lernen über den verinnerlichten Rassismus
  • marginalisierten Menschen/BIPoC[23] wirklich zuhören
  • Anti-Rassismustrainings durch betroffene Expert*innen auf allen Ebenen (Gemeinde, Kitas, Schule, Pfarrkonvente, Synode)
  • Veränderung universitärer und kirchlicher Curricula. Es wird gemeinhin weiße kontextuelle Theologie gelehrt, die aber nicht als solche benannt wird. Die Perspektiven von kontextuellen Theologien, die sich als solche benennen, werden meist als irrelevant abgetan.[24]
  • Rassismus-sensible (Religions-)Pädagogik bereits in kirchlichen Kitas und Kindergottesdiensten
  • Einsatz Rassismus-sensibler Medien z .B. in der religionspädagogischen und kirchenmusikalischen Arbeit und, wo diese nicht vorhanden sind, deren Neukonzeptualisierung[25]
  • bewusste Förderung von BIPoC mit Hilfe von Empowerment-Konzepten im Umfeld der Gemeinde, z. B. im Religionsunterricht, in der Arbeit mit Konfirmand*innen, im Kirchenvorstand, bei Durchführung eines Kirchenasyls etc. und in übergemeindlichen kirchlichen Strukturen
  • Rassismus-sensible kirchengeschichtliche Aufarbeitung der eigenen kolonialen Verstrickungen in der Mission. Postkoloniale Theorien helfen dabei
  • Reflexion in der Entwicklungszusammenarbeit, welches Menschenbild über die Menschen aus den ehemaligen Kolonien bzw. aus den Ländern des Südens vorliegt, wie sie repräsentiert werden und ob Vorstellungen von weißer Vorherrschaft darin reproduziert werden
  • Reflexion über den Wunsch, jemanden zu retten (paternalistische Wohltätigkeit?)[26]
  • Bewusstsein, wie Machtverhältnisse in der Partnerschaftsarbeit und der Zusammenarbeit mit „Gemeinden anderer Sprache und Herkunft“ perpetuiert werden und Bereitschaft, Ressourcen zu teilen und aus dem Mittelpunkt herauszutreten[27]
  • das Gleiche in Bezug auf die interreligiöse Zusammenarbeit[28]
  • bei Stellenbesetzungen Implementierung von Maßnahmen, dass weiße Menschen nicht (unbewusst) bevorteilt werden

[1] Vgl. Wollrad, Hegemonie. Ich schließe mich ihrem Vorschlag an, das Adjektiv „weiß“ groß zu schreiben, um die soziale Konstruktivität dieser Kategorie zu unterstreichen. Vgl. dies., Getilgtes Wissen, 42.45. (Anmerkung der Redaktion: Die Schreibweise des Adjektives „weiß“ wurde an die auf diesem Blog vorherrschende Weise angepasst.)
[2] Vgl. die Stellungnahme des Befreiungstheologischen Netzwerks „Nicht in unserem Namen“.
[3] Vgl. Wollrad, Zorn, 6.
[4] Vgl. Wollrad, Zorn, 7.
[5] Ebd.
[6] Vgl. Sow, 81 und Wollrad, Zorn, 3.8.
[7] Wollrad, 4.
[8] Vgl. Wollrad, Zorn, 2.
[9] Vgl. Wollrad, Weißsein, 192f. Die Liste ist ursprünglich inspiriert von Peggy McIntosh.
[10] Omar, Nächstenliebe.
[11] Vgl. Ogette, 21-23.
[12] Sow, 272.
[13] Vgl. Wollrad, 8.
[14] Vgl. Konz/Gautier, 19.
[15] Vgl. Konz/Gautier, 19.
[16] Vgl. Konz/Gautier, 18.
[17] Vgl. Konz/Gautier, 20.
[18] Vgl. Konz/Gautier, 22f.
[19] Vgl. Konz/Gautier, 24f. Wenn ich von „wir“ spreche, meine ich damit Weiße Menschen in der Kirche.
[20] Konz/Gautier, 25.
[21] Vorbilder finden sich z.B. im Curriculum „White Privilege: Let‘s Talk – A Resource for Transformational Dialogue“, das von der United Church of Christ in den USA (UCC) entwickelt wurde. Vgl. Studientag, 3.15-18.
[22] Vgl. dazu den digitalen Gottesdienst von BIPoC am internationalen Tag gegen Rassismus, ca. ab Min. 25.
[23] Die Abkürzung steht für Black, Indigenous and People of Color.
[24] Vgl. Studientag, 5.
[25] Vgl. Omar, Nächstenliebe, und den Aufruf zur Illustration einer anti-rassistischen Kinderbibel.
[26] Vgl. Studientag, 6.
[27] Vgl. dazu die Dissertation von Charlotte Eisenberg.
[28] Vgl. Omar, Nächstenliebe.

Literatur- und Medienverzeichnis

Bei mehreren Titeln eines Autors/einer Autorin wird der Titel im Text als Kurztitel zitiert.

Aufruf „Illustrator*in gesucht“, online abrufbar unter: https://www.vemission.org/details.html?tx_ttnews%5Btt_news%5D=2013&cHash=cdc1843ef52fda257cec86190599db6e (zuletzt abgerufen am 31.03.2021).

EISENBERG, Charlotte, Wenn Gottes Kinder sich treffen. Deutsch-ghanaische Begegnungen in der Kirche im Horizont von Fremdheit, Macht und ökumenischer Gemeinschaft, Rostock 2019.

Evangelische Sonntags-Zeitung. Christliches Leben in Hessen und Rheinland-Pfalz. Zum Sonntag Estomihi Nr. 8 (23.02.2020).

Evangelische Sonntags-Zeitung. Christliches Leben in Hessen und Rheinland-Pfalz. Zum 9. Sonntag nach Trinitatis Nr. 32 (9.08.2020).

Gottesdienst von BIPoCs am internationalen Tag gegen Rassismus, online abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=Va5gtj1lB40 (zuletzt abgerufen am 31.03.2021).

KONZ, Britta/GAUTIER, Dominik, „Du weißt meine Schmach, Schande und Scham“ (Ps 69,20). Dominanzkritische Überlegungen zur inklusiven religiösen Bildung, in: ENXING, Julia/PEETZ, Katharina (Hg.), Contritio. Annäherungen an Schuld, Scham und Reue (Beihefte zur Ökumenischen Rundschau 114), Leipzig 2017, 16-35.

MCINTOSH, Peggy, White Privilege and Male Privilege. A Personal Account of Coming to See Correspondences through Work in Women’s Studies [1988], in: Delgado, Richard/Stefancic, Jean (Hg.), Looking Behind the Mirror. Critical White Studies, Philadelphia 1997, 291-299.

OGETTE, Tupoka, Exit Racism. Rassismuskritisch denken lernen. Münster 2020.

OMAR, Sami, „Nächstenliebe und Missachtung“, in: Chrismon 8.09.2020, online abrufbar unter: https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2020/50607/rassismus-in-der-evangelischen-kirche (zuletzt abgerufen am 24.02.2021).

SOW, Noah, Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus, München 2009.

Stellungnahme des Befreiungstheologischen Netzwerks, „Nicht in unserem Namen. Runter mit dem Kreuz“, 17.06.20, online abrufbar unter: https://befreiungstheologisches-netzwerk.de/nicht-in-unserem-namen-runter-mit-dem-kreuz/ (zuletzt abgerufen am 30.03.2021).

Dokumentation Studientag „Wie können wir über Rassismus und weiße Privilegien in der Kirche sprechen“, online abrufbar unter: https://www.vemission.org/fileadmin/redakteure/Dokumente/Dokumentation_Studientag_WieUeberRassismusReden_EKvW_VEM.pdf (zuletzt abgerufen am 30.03.2021).

WOLLRAD, Eske, Weißsein im Widerspruch. Feministische Perspektiven auf Rassismus, Kultur und Religion, Königstein/Taunus 2005.

WOLLRAD, Eske, Der Baum des Zorns hat viele Wurzeln. Wie weltoffen kann ich als Weiße sein? Vortrag gehalten im Zentrum Frauen auf dem DEKT in Bremen am 23. Mai 2009, 1-10, online abrufbar unter: www.kirche-oldenburg.de/fileadmin/Redakteure/PDF/DEKT_Zentrum_Frauen_Wollrad.pdf (zuletzt abgerufen am 25.03.2021).

WOLLRAD, Eske, Getilgtes Wissen, überschriebene Spuren. Weiße Subjektvierungen und antirassistische Bildungsarbeit, in: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in NRW (Hg.), Tagungsdokumentation des Fachgesprächs zur „Normalität und Alltäglichkeit des Rassismus“, Bonn 2007, 37–55, hier: 42.45, online abrufbar unter: www.encuentro-projekt.de/antirassismus.html?file=tl_files/encuentro/pdf/antirassismus/ida_tagungsdokumentation_fachgespr_normalitaet_u_alltaeglichk_d_rassismus.pdf (zuletzt abgerufen am 30.03.2021).

WOLLRAD, Eske, Hegemonie durch Einhegung. Wer bestimmt, was Rassismus ist? In: Zeitzeichen 28.02.2020, online abrufbar unter: https://zeitzeichen.net/node/8149 (zuletzt abgerufen am 31.03.2021).